Exzentrische Belastung vs. radiale Stoßwellenbehandlung bei chronischer Insertionstendinopathie der Achillessehne
Rompe, Jan D et al. “Eccentric loading compared with shock wave treatment for chronic insertional Achilles tendinopathy. A randomized, controlled trial.” The Journal of Bone and Joint Surgery. American Volume vol. 90,1 (2008): 52-61.
Hintergrund
Eine im Folgenden beschriebene randomisierte kontrollierte Studie konzentriert sich auf eine spezifische Art von Achillessehnenentzündung (chronische und Insertionstendinopathie) und liefert wichtige Erkenntnisse zu diesem ungelösten Problem. Sie vergleicht die Effektivität einer exzentrischen Belastung und einer repetitiven, niederenergetischen Stoßwellentherapie bei einer Gruppe von Patienten, die an dieser Krankheit leiden.
Patienten und Methoden
50 Patienten (18-70 Jahre alt) wurden in die Studie aufgenommen. Jeder dieser Patienten litt an einer chronischen (≥ 6 Monate) Insertionstendinopathie der Achillessehne und war im Vorfeld bereits mindestens 3 Monate lang ohne Erfolg therapiert worden (Lokalanästhetika, Kortikosteroide, NSAIDs, Physiotherapie und/oder Orthesen). Die Diagnose wurde bei der Einschreibung zusätzlich von den an der Studie beteiligten Orthopäden bestätigt.
Die Studie fand im Rahmen der Primärversorgung statt. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Gruppe mit exzentrischer Belastung (n=25) oder der Gruppe mit niedriger Energie und repetitiver Stoßwellentherapie (n=25) zugeteilt und nach dem Intention-to-treat-Ansatz (ITT-Prinzip) analysiert. Sie wurden ab der Erstuntersuchung zunächst für 4 Monate nachbeobachtet. In dieser Phase wurde ihnen auch die Option geboten, in die jeweils andere Gruppe zu wechseln. Die zweite Analyse fand 15 Monate nach der Ausgangsuntersuchung statt. Die Bewertung umfasste eine Schmerz-, Funktions- und Aktivitätsbewertung sowie den VISA-A*-Fragebogen.
*VISA-A - Victorian Institute of Sport Assessment-Achilles
- Das exzentrische Training bestand aus 3 Sätzen spezifischer Übungen, die 12 Wochen lang zweimal täglich durchgeführt wurden.
- Die radiale Stoßwellentherapie (RSWT) erfolgte in drei Sitzungen mit dem EMS Swiss DolorClast® (Geräteeinstellungen: 2000 Pulse, Druck von 2,5 bar, Energiestromdichte von 0,12 mJ/mm2, acht Pulse/s).
Die Optimierung der VISA-A-Bewertung während der ersten Nachuntersuchung war der primäre Wirksamkeitsendpunkt.
Die zusätzliche Bewertung umfasste:
- Eine allgemeine Bewertung mit Hilfe der Likert-Skala,
- Eine Schmerzbeurteilung (gemäß der Bewertung belastungskausaler Schmerzen und Sensibilitäten auf einer Skala von 0-10 und der Festlegung der Schmerzschwelle mittels Algometer),
- Berichte über die Verwendung von Analgetika und Konsultationen mit Gesundheitsdienstleistern.
Ergebnisse
Erstbewertung - 4 Monate nach der Erstuntersuchung
Die Erstbewertung, 4 Monate nach der Erstuntersuchung, belegte für beide Gruppen eine Verbesserung hinsichtlich sämtlicher bewerteter Kriterien. Die nachstehende Tabelle enthält detaillierte Ergebnisse:
Von größter Bedeutung ist, dass die Verbesserung hinsichtlich jedes bewerteten Kriteriums bei den Patienten einer RSWT signifikant größer war.
Die Zweitbewertung - 15 Monate nach der Erstuntersuchung
Es sind während der Studie bei keiner der beiden Behandlungen Nebenwirkungen festgestellt worden und die Ergebnisse der RSWT waren von Dauer. In Gruppe 1 (exzentrische Belastung) entschieden sich mehr Patienten für einen Wechsel als in Gruppe 2 (RSWT).
Schlussfolgerung
Diese Studie bestätigt die Hypothese, dass die repetitive, niederenergetische RSWT den Heilungsprozess bei chronischer Insertionstendinopathie der Achilles unterstützt. Diese Methode stimuliert die Regeneration des Weichgewebes und fördert die Angiogenese, während sie zeitgleich die Schmerzrezeptoren hemmt. Es ist anzuerkennen, dass die RSWT eher auf die Regeneration des Gewebes als auf die Hemmung des Entzündungsprozesses wirkt. Dieser Umstand steht im Einklang mit der Pathogenese der Achillessehnen-Tendinopathie, bei der die Überlastung der Sehne und die daraus resultierende Störung der Kollagenfasern eine wichtigere Rolle spielen als der Entzündungsprozess. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache sowie der Ergebnisse der vorliegenden Studie kann die RSWT als geeignete Behandlung für die chronische Insertionstendinopathie der Achillessehne auftreten, wobei sie hinsichtlich ihrer Effektivität im Vergleich zur exzentrischen Belastung überlegen zu sein scheint. Erwiesenermaßen ist sie eine zuverlässige Alternative zur chirurgischen Behandlung.
Die Heilungsaussichten von Patienten, die an einer chronischen Insertionstendinopathie der Achillessehne leiden, sind bei einer Behandlung mit der RSWT besser als bei einer exzentrischen Belastung.